Primanerloch im Rügen-Lexikon

In der Stadt Putbus auf der Insel Rügen gab es einen Brach, der von den Primanern des einstigen Pädagogium zu Putbus ausgeübt wurde. Im Jahre 1833 erfolgte die Gründung des Pädagogium, das als höhere Schule des Landadels von Rügen diente. Das Pädagogium war mehr als hundert Jahre lang die bedeutendeste Bildungseinrichtung, neben der Universität in Greifswald, in Vorpommern. Im Jahre 1941 wandelte man sie in eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt um. Ganz in der Nähe eines Gittertores, das zum Schlosspark des Schloss Putbus führte, befand sich eine Mulde, mit einem Durchmesser von ungefähr 60 Zentimetern. Einer Ballade zufolge entstand die Mulde durch das Scharren eines Pferdes mit seinen Hufen. An dieser Stelle habe eine Prinzessin auf ihrem Schimmel, auf ihren Geliebten, einen Primaner, gewartet. Dieser erschien jedoch nicht. So verfluchte die Prinzessin ihn und verließ den Ort. Nur die Mulde bliebt zurück, die der verspätete Geliebte vorfand. Vor lauter Trauer über den großen Verlust fiel er durch das Abitur. In Anlehnung an diese Geschichte wurde von den Primanern ein Brauch entwickelt. Sie beschwörten an genau dieser Mulde den Geist der Prinzessin. Bis in das Jahr 1876 wurde der Brauch genau an dieser Mulde am Gittertor gefeiert. Später diente eine Linde in der näheren Umgebung als Ort für diesen alten Brauch. Immer wieder zogen die Primaner vor einer wichtigen Prüfung hier her und fegten die Wurzelfächer sauber. Dann streuten sie frischen Sand und schmückten das Fach festlichen. Je nach Prüfung wurden verschiedene Blumen und Farben verwendet, um so die Prinzessin milde zu stimmen. Heute gibt es die Linde nicht mehr, aber an ihrer Stelle klärt eine Hinweistafel über diesen Brauch auf.


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